Freitag, 9. März 2012

Laufbahn-Modell zur ordnungsgemäßen Triebabfuhr, Teil 2

Nach erfolgreichem Bestehen unserer ersten Lektion, reichen wir Ihnen heute den darauf aufbauenden nächsten Ausbildungsschritt an. Die Penetration des Zielobjektes ist heute ebenso wie beim Teil 1 in einfacher Weise zu bewältigen und sollte Sie mit dem bisher angeeigneten Wissen vor keine unlösbaren Probleme stellen. Sexuell gesehen ist eine Sky-Sportsbar aufgrund des hohen Alkoholkonsums schließlich eher Zubringeranstalt denn uneinnehmbare Festung. Fokus ist somit auch diesmal nicht der besiegelnde Akt an sich, sondern vielmehr der Weg dorthin. Aufbauend auf der Darreichung kommunikativer Strukturen der Weiblichkeit im Vorangegangenen geht es heute um die zielführende Entledigung potentieller Konkurrenten im Kampf um das weibliche Geschlecht. 

 
Laufbahn-Modell zur ordnungsgemäßen Triebabfuhr, Teil 2

Heute: Allgemeine Grundausbildung

Einsatzgebiet: Besuch der Sky-Sportsbar in Castrop-Rauxel

Zu erreichende Kompetenz: Geräuschloses Ausschalten von Feindelementen

Dienstgrad bei erfolgreichem Absch(l)uss: "Stabs"-Gefreiter



 
Die Meute vor dem Flachbildschirm
Basics: Bevor wir uns ins Abenteuer stürzen, seien vorher nochmal kurz die Grundlagen der kommenden nächtlichen Initiation geklärt: 

1.) Obwohl mittlerweile auch König Fußball immer mehr zum geschlechterneutralen Phänomen avanciert, gestalten sich die entsprechenden Unterhaltungsprogramme in den einschlägigen Eckkneipen eher als reiner Herrenabend. Gegengeschlechtliche Sexualobjekte werden Sie binnen der wichtigen 90 Minuten kaum finden, jedenfalls nicht im menstruationsfähigen Alter. Alles was hier um diese Uhrzeit nicht im stehen pinkelt, wird allenfalls von sexuellen Katastrophen-Touristen abgegriffen. Warum ausgerechnet in solch männerdominierten und an ansprechbaren Damen armen Runden der Homophobie exzessiv gefrönt wird, bleibt im Sinne der gerade hier nötigen geregelten genitalen Entladung wohl ein ewiges Rätsel. Trotzdem müssen sie sich diesen Gegebenheiten zunächst anpassen und warten, bis wie üblich nach Abpfiff des Top-Spiels die erste und diskussionslos als Frau zu identifizierende Person den Raum betritt. 

2.)  Bis dahin ist  es aber noch ein weiter Weg und es gilt nun, sich dem Sie misstrauisch beäugenden Macho-Mob als charakterlich einwandfrei und zutrauenswert zu präsentieren. Sie sind der Neue im Laden, also liegt die Bringschuld bei Ihnen, sich als Kollege und nicht als Rivale zu bewähren. Schließlich hilft eine weitgehende Fraternisierung mit der Testosteron-Meute auch das anschließende Rennen um die zahlenmäßig ausgedünnte Weiberschar von der Pole-Position aus anzugehen und sich nicht mit missgünstigen Neidern zu beharken. Ziel ist also ein Kneipen-Konsens, der sie beim späteren Ansprechen der Damenwelt gewähren lässt und ineinander krachende Geweihe verhindert. Frei nach dem Motto: „Ach lass den mal, der ist in Ordnung.“ Und genau da liegt auch der ziemlich dicke Hund des heutigen Abends begraben: Einerseits gilt es die Männerschar durch ungezügelt zur Schau gestellten Sexismus zu begeistern, andererseits muss bei Eintritt der ersten Frau blitzschnell umgeschaltet und der miefige Geruch des gepflegten Machotums unauffällig wegdeodoriert werden. 

3.)  Besonders Wichtig: Denken Sie an die hygienischen Rahmenbedingungen ! Hätte der Herr hinterm Zapfhahn Ahnung von der Gastronomie, stünde an der heute zu betretenden Stelle ein Gourmet-Tempel und keine Saufkrippe für Bundesliga-Proleten. Zudem zieht der Lizenzvertreiber der Fussball-Übertragungsrechte dem ganzen Laden in monetärer Hinsicht so dermaßen die Schuhe aus, dass eben an anderer Stelle gespart werden muss: Das angeschlagene Marken-Bier ist entweder durch eine Billigbrause substituiert oder ebenso verlängert wie das Halbfinale 2006 gegen Italien (und mit ebenso tragischem Ausgang im Empfinden). Das die Leitungen der ehrenwerten Pils-Maschine zumindest gegen Weihnachten mal mit einem Schuss Spüli entschimmelt werden könnten, hat der Besitzer dieser zur Hochzeit des Kalten Krieges eröffneten Schenke stets als kommunistische Feindpropaganda abgetan. Ganz schlimm erwartet es Sie aber bei der Festnahrung. Traditionell werden in einer standesgemäßen Kicker-Pinte im Pott drei Gerichte auf der Kreidetafel kredenzt: „Brat“, „Frikadüse“ und „Erbsensuppe“. Klingt im ersten Moment herrlich bodenständig und einladend. Ist aber nach dem ersten Bissen nur noch als kulinarische Kriegserklärung zu verstehen: Die „Brat“ hat offenbar keinen einheitlichen Garungsprozess genossen und labbert gedankenlos vor sich hin. Der linksseitig aufgetragene Senf sieht aus wie ein kranker Hundeschiss, während rechts der Ketchup an eine die Wechseljahre ankündigende Menstruation erinnert. Die Frikadüse wäre bei Verfütterung an den unter der Theke liegenden Kneipen-Köter wohl als lupenreine BARF-Nahrung zu kategorisieren. Und dann noch die gute alte Erbensuppe: Die hier gereichte Version hätte im 30-Jährigen Krieg umstandslos als "Schwedischer Trunk" eingesetzt werden können und wird im Laufe des Abends noch eine höhere Durchfallquote erzeugen als ein von der NPD erdachter Einbürgerungstest für eine Gruppe schwuler behinderter Neger jüdischen Glaubens. Freuen Sie sich, dass der ganze Laden vom intensiven Wunsch beseelt ist, sich die Plörre eimerweise hochkant in die Verdauungskammer zu kippen. Sie selbst aber müssen die Aufnahme all diesen Zeugs UNBEDINGT vermeiden. Die Nase ist bei Frauen im Flirtbetrieb eine der wichtigsten Gerichtsbarkeiten, weswegen der Ausgang des Abends auch maßgeblich von einer intakten Darmflora Ihrerseits abhängt. 

Der Tresen: Hauptkampflinie der heutigen Übung
Ran an den Feind: Die Uhr schlägt der Stunden Fünfzehn und es wird Zeit, die ausgesuchte Lokalität zu betreten. Irritierte Blicke erwarten Sie nun. Sie sind neu hier und damit den Alteingessenen prinzipiell schon mal für jede Schadtat zwischen einfachem Taschendiebstahl bis hin zur organisierten Pädophilie verdächtig. Ein freundliches „Tach zusammen“ gehört nun zu den angesagten Pflichten der Höflichkeit, wird aber nur die ebenso obligatorische Rückantwort im mürrischen Unterton zur Folge haben. Also direkt an den Tresen. Bestellen Sie jetzt auf keinen Fall mündlich ein Bier, sondern setzen Sie auf nonverbale männliche Kommunikation in Verbindung mit  einladendem Gönnertum ! Heißt:  Kurz den Zeigefinger heben, dann nach vorne strecken, ohne Einsatz des Armes nach links und rechts gleiten lassen, dabei leicht verschmitzt die Lippen zusammenpressen und kurz warten. Damit haben Sie nun für alle am Brett versammelten Personen jeweils ein Pils plus Körnchen geordert. Der Fachterminus für diese Getränkekombination nennt sich übrigens „Herrengedeck“ und muss zwingend in Ihrem Vokabelheft stehen, denn jedwede abweichende Bezeichnung wäre offen zur Schau getragene Impertinenz und so überflüssig wie ein Fußballer mit Platzangst. 

Die verfinsterten Mienen der Alteingesessenen werden nun fürs erste auf neutral geschaltet. Der Einstieg ist geschafft. In den jetzt auch Sie mit einbeziehenden Fachgesprächen zählt vor allem eines: grenzenloser Pessimismus. Nur so erobern Sie die hier versammelten Männer-Herzen im Sturm. Verteilen Sie deshalb diesbezügliche Allgemeinplätze so großzügig wie der Pastor die Oblaten bei der Eucharistie: Das der eigenen Mannschaft heute so eingeschenkt wird wie dem Kneipenvollsten, ist nicht zu bezweifeln. Der vor seiner Transferierung als großindustrieller Torfabrikant angekündigte XY-inho spielt wie die eigene Oma und sollte lieber wieder Gazellen im heimatlichen Busch jagen, Schiedsrichter Dudeldadel pfeift eh immer für den Gegner und das eigene Team spielt bereits seit geraumer Zeit gegen den Trainer. Was nun während der kommenden Anderthalb Stunden auf der Mattscheibe passiert, darf dabei ihr grundsätzliches Weltbild in keinster Weise erschüttern. Selbst wenn das eigene Team zur Halbzeit mit 5:0 führt: Alles ist irgendwie Scheiße. Aber genug des Sports, denn im Prinzip ist niemand wegen Fußball hier: Gegen Ende der Live-Übertragung beginnt die Nachberichterstattung, und die rafft aufgrund der mittlerweile von Ihnen gesponsorten zwanzigsten Lokalrunde und der herumzirkulierenden Wodkaflasche aus hauseigener Brennung eh keine Sau mehr. Nun gilt es, im Sinne der angedachten Verbrüderung mit den anwesenden Gestalten einzugrätschen. Bedenken Sie, dass die vereinzelten Alkohol-Phlegmatiker sich bereits an den Tresen zurückgezogen haben. Alle trotz des Pegels sich noch auf den Beinen haltenden Figuren stehen hingegen kurz vor der geistigen Insolvenz, entwickeln langsam libidinöse Empfindungen bis hin zur sexuellen Aggression und lechzen nach standesgemäßer Kanalisierung !

Mission accomplished: Der Feind liegt im Staub
Um der bierseeligen Runde trotz ihrer ausschweifenden Männerdominanz einen bi-geschlechtlichen Anstrich zu verleihen, ist das Abspielen eines schönen Gonzo-Pornos nun dringend angeraten. Zögern Sie nicht, eine DVD hochzuhalten und diese dem bierbäuchigen Fernbedienungsverwalter augenzwinkernd in die Hand zu drücken mit dem Hinweis: „Scheiß auf das Gesülze, ich hab nen amtlichen Ruckelwestern am Start“. Achten Sie hierbei aber auf unbedingte Qualität: Selbst der absolut bibelgeeichte Gemeindepfarrer muss in den nächsten Minuten sein sexuelles lucrum intervallum erleben. Zwei unermessliche Vorteile ergeben sich aus diesem initiierten Programumschwenk: Schlagartig ist jetzt in virtueller Weise auch die kollektiv vermisste Frauenseite in der Kneipe präsent gemacht, während Sie sich als „echter Kerl mit Herz am rechten Fleck“ gebärden können. Ist dieses Fundament erst einmal gelegt, halten Sie auch schon unter großen Begeisterungsstürmen den ersten Gratis-Kelch pilsener Brauart in der Hand. Nun heißt es aber zumindest metaphorisch am Ball zu bleiben: Im weiter befeuerten Aggregatszustand der allgemeinen sexuellen Erregung darf Ihnen kein Spruch zu anspruchslos sein ! Droppen Sie unaufhörlich Sätze wie „Angezogen kann ich meine Freundin nicht ernst nehmen“, oder verweisen Sie per Fingerzeig auf die am Bildschirm der Ars Amandi verpflichteten Dame und geben Sie zu verstehen, sich „die Alte auch mal übern Pisser ziehen“ zu wollen. Machen Sie explizit klar, das Termini wie Treue, Liebe und Zärtlichkeit für Sie nur im grammatikalischen Modus des Konjunktivs bestehen. Ebenfalls bietet es sich an, gelungene Akrobatiken Ihres Videos mit offensiven Beckenbewegungen und synchronisierten „Bämm, Bämm, Bämm“-Rufen zu kommentieren. Unzählige Schulterklopfer und verschwitzte Umarmungen unter echten Männern werden Ihnen gewiss sein. Phase 1 ist damit erfolgreich gemeistert: Allen potentiellen Rivalen wurde ausreichend Sand in die Augen gestreut und das Missionsziel gekonnt verschleiert.


Einsatz im Gefecht: Ab halb Sechs ist dann allerdings ein blitzschneller kognitiver Stellungswechsel Ihrerseits angezeigt. Zwei VertreterInnen der Damenwelt betreten kurz nach Abpfiff wie immer pünktlich und schüchtern die Klause. Trotz dieser anfänglichen Verkrampftheit gilt die eherne Faustregel: Wer sich als Frau in diesen Testosteron-Tempel reintraut, kommt nicht zum Rosenkranzgebet. Allerdings ist die bisher geschaffene Grundstimmung Segen und Fluch zugleich. Einerseits sind die abgefüllten Konkurrenten für die weitere Abendgestaltung aus dem Felde geschlagen: Der hastig das Programm umschwenkende Wirt ist schließlich trotz uneingeschränkter Zapfhoheit auch mit unzähligen Freigetränken nicht mehr für die neuen Gäste als Paarungsgeselle im Geschäft, weil als Lustmolch stigmatisiert. Die umstehenden Jungs könnten mit ihrem anschaulich in Prozent darstellbaren Blutalkoholwert und der damit einhergehenden biergestützten Standheizung problemlos bei Ostfrontwetter auflaufen. Für ausgebuffte Balzrituale eignet sich eine solche Körper-Konstitution allerdings freilich wenig. Andererseits sorgen gemeinschaftlich im Hinterraum vomitierende Trunkenbolde und die ersten sanft entschlafenen Konsumenten des Theken-Sortiments für berechtigte Zweifel der Damen am gesamten Etablissement samt Insassen. Diesen Umstand müssen Sie nun aber akzeptieren und zu überspielen versuchen, da Weckaktionen bei den Koma-Patienten zu diesem Zeitpunkt ungefähr so charmante Reaktionen heraufbeschwören würden, wie es weiland ein unangekündigter Genital-Vollspann bei Klaus Kinski vermocht hätte. 

Beste Evaluation einer gewonnenen Schlacht: Der Blick ins feindliche Lazarett
Die noch verbliebenen Kandidaten scharren sich nun um den neu besetzten Tresen wie eine Horde katholischer Würdenträger auf Entzug um die frisch eingetroffenen Ministranten, während der Wirt zur akustischen Untermalung eine vergilbte Klangtapete  aus moralisch anrüchigem Schlager und Klangschalen-Musik in den Raum legt. Doch selbst das restliche Teilnehmerfeld beginnt sich zusehends zu lichten: Die eingangs erwähnte Erbsensuppe fängt an sich langsam aber sicher durch die Verdauungstrakte ihrer Abnehmer zu arbeiten und diktiert bei allen noch Anwesenden sukzessive den unauffälligen Abzug vom Gefechtsfeld. In ihrem schwankenden Zustand lediglich von masturbatorischer Intention getragen, versucht diese Gruppe jetzt unter permanenten Salutschüssen unfallfrei und zeitnah das Örtliche zu erreichen. 

Das war es eigentlich schon. Die Strasse ist gepflastert, und ihr Eintritt ins abendliche Konkubinat mangels Gegner gesichert. Da allerdings heute Abend auf der hier verlegten Erotik-Autobahn kein Triolenverkehr zu erwarten ist, sind jetzt einfach nur die Kompetenzen aus Lektion 1 relevant: Finden Sie heraus, welche der beiden Damen die Position der „Flüsterin“ bekleidet und handeln Sie entsprechend. Ein, zwei Getränke, kurzes Gespräch, dann der Gang auf die Toilette für die Urteilsfindung. An diesem Ort angekommen, sollten Sie sich allerdings nicht vom Elend der geschlagenen Feinde irritieren lassen. Dieser Anblick ähnelt dem eines Lazarett-Besuches nach erfolgreicher Kesselschlacht. Die Verwundeten hier mussten sich schließlich aufgrund ihres selbstverschuldeten Schicksals der ausufernden Onanie hingeben, wobei aufgrund der alkoholbedingten Einschränkung ihrer motorischen Möglichkeiten und der begleitenden Schnappatmung das dort stattfindende Anlegen der Hand an den eigenen Körper eher der Selbstkasteiung schiitischer Passionsspiele ähnelt, denn an freudvolle Autoerotik erinnert. Aber egal, träufeln Sie sich noch ein wenig flüssiges Cannabisextrakt auf das Einsatzgerät, denn THC zieht ja bekanntlich alles in die Länge. Anschließend wieder raus an die Front: Zeigen Sie der Zielperson, wie in der Fußballkneipe eine ordentliche Direktabnahme auszusehen hat und fahren Sie das Rennen unter Bezug der in Lektion 1 gelernten Kompetenzen in der 18 Uhr-Stellung nach Hause.

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