Montag, 13. Februar 2012

Nationaldenkmäler neu gedacht, heute: Österreich


Nationaldenkmäler: Jedes Land hat sie, diese pompösen, vom gottgeliebtesten Künstler des eigenen Stammes entworfenen und mit den edelsten Materialien errichteten Prachtwerke der Erinnerungs-Architektur. Doch machen wir uns nichts vor: Die Gründerzeit der klassischen europäischen Staaten liegt nun schon ein, zwei oder auch mehr Hektoden zurück. Entsprechend verstaubt und zugewuchert sind dann eben auch die in Stein gehauenen Reminiszenzen an gleichsam verblichene nationale Übermenschen, die durch sie geführten Schlachten oder herbeigeführte Einigungsprozesse sowie anderweitige von ihnen getätigte und schlussendlich durch profane Beobachter sakralisierte Handlungen.

Die weiland angedachte erleuchtende Betrachtung der alten Helden ist somit heutzutage nur Gärtnern mit Hang zur Brandrodung, am Antiquariatshandel orientierten Steinmetzen oder politisch-ideologischen Abrissunternehmen möglich. Höchste Zeit also, den bedeutenden Ländern dieser Welt wieder passgenaues Götzentum als Identifikationsangebot zu schenken: Eine in schmucke Festkörper gehauene Richtschnur, die sich jedem Betrachter sofort wieder erschließt. Dazu soll die vorliegende Serie dienen, in der mittels entsprechenden Vorschlägen eine endlich wieder valide Kongruenz hergestellt werden soll zwischen dem  zeitgenössischen werten Befinden eines Staatsvolkes und der monumentalen Ausgestaltung der nationalen Vorzeigeplätze und touristischen Kumulationspunkte.

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"Bella gerant alii, tu felix Austria nube"
Thema Heute: Österreich

Aktuelle Essenz der nationalen Seele dieses Landes: Gebärdet sich trotz Vranitzkys Bemühungen immer noch gerne als erstes Opfer des Nationalsozialismus. Besteht daher zumindest in Diskussionen mit Deutschen auf national strikt getrennte Rechnungen und die Verneinung jeglicher historisch bedingter Verwandtschaft. Als Revanche für die 1938 vollzogene feindliche Übernahme dient das Wunder von Cordoba vierzig Jahre später. Danach scheint in der Alpenrepublik außer dem immer wiederkehrenden Wiener Opernball und Haiders übermotivierter Fahrweise nichts wesentliches mehr passiert zu sein.

Daraus resultierendes Nationaldenkmal: Zur weiteren Befeuerung des österreichischen Opfermythos als Grundlage der staatlichen Eigenständigkeit schreit eine solche Erinnerungs-Skulptur geradezu danach, direkt im Zentrum des Wiener Praters (genauer: Wurstl-Prater) aufgestellt zu werden. In feinstem Krastaler Marmor gehauen steht dann da auf dem Sockel ein Wehrmachts-Soldat aus dem Bezirk Meidling, welcher gerade den daneben stehenden Juden aus dem Bezirk Leopoldstadt in den Zug nach Dachau knüppelt. Blattgolden ist diese Szene dann untertitelt mit dem Slogan: "Wiener Melange der österreichischen Opfergruppen des Nationalsozialismus". Und gleich darunter in fester Handschrift das neongelbe Grafitto eines ostmärkischen Exkulpationisten: "Befehl ist, war und wird immer Befehl bleiben".

Davor sehr schmuckvoll stehend ein von dem k.u.k.-treuen  "Bundesheer" zusammengeschraubter und mit einem in Frakturschrift versehenen "Waldheims Heil"-Silberprint aufgestellter Gedenkkranz, welcher nach der jüngst verordneten Nichtteilnahme der staatlichen Schützengilde an den Sezessions-Treffen der "Ulrichsberggemeinschaft" nun zur anderweitigen Verwendung frei gegeben wurde.

Foto vom emanzipatorischen "Tag der Fahne"
Zur Untermalung dieser Szene fährt eine rot-weiß-rote Roco-Modeleisenbahn mit der Spurbreite HO (Das H steht dabei als Kürzel für einen deutschen Diktator, die Zahl für seine Reputation im Österreich der späten 30er-Jahre) permanent an der Reling des Denkmals entlang. Aus eben dieser Kleinbahn winken die nach dem größten Triumph der österreichischen Fußballgeschichte trotzdem vorzeitig aus der WM 78 ausgeschiedenen Spieler der alpenländischen Nationalmannschaft. Besonderer Gag: Bei Einwurf eines 50 Groschen-Stückes durch einen Einheimischen zeigen alle Insassen etwaigen deutschen Touristen eine lange Nase.

Zusätzliche Attraktion jeweils zur vollen Stunde: Drei bis vier ahnungslose Nachfahren des an der Großdeutschen Lösung interessierten ehemaligen Ösi-Kanzlers Karl Renner bekommen ein Transparent mit der Aufschrift "In Wahrheit sind wir von Bismarck national ausgesperrte Südbajuwaren" in die Hand gedrückt und werden dann von einem martialisch motivierten Mistforken-Mob fünf Minuten lang um das Denkmal gejagt.




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