Eching in Oberbayern zählt zu der Kategorie an Gemeinden, die man in der Regel höchstens ansteuert, wenn die Ghostbusters vollzählig auf dem Rücksitz Platz genommen haben: Wie auf dem Acker üblich trifft man fast ausschließlich auf intellektuell inhibiertes Menschenmaterial, die drei wichtigsten Ämter im Dorf (Pastor, Bürgermeister und Besitzer des Stundenhotels) werden hier in Personalunion ausgeübt, der Kirchen-Chor rockt den Marktplatz härter als die Village People ne Transenbar auf St.Pauli, ein klerikales Hochfest klatscht das nächste ab und als primäre Entwicklungsziele werden die Renaturierung einer Kiesgrube sowie der Bau einer Umgehungsstraße ausgegeben...
Im Jahre 2001 allerdings ereignete sich ein jugendkulturelles Highlight, zu dem eine kleine Rückblende durchaus lohnenswert erscheint: Ein ortsansässiger Trupp versprengter Alternativer hatte einen Event mit Namen "Rap gegen Rechts" ins Leben gerufen, offenbar als Konterveranstaltung zum CSU-Sommerfest, auf denen auch eine aufstrebende Gruppe talentierter Sprechakrobatiker nebst DJ eingeladen wurde, die wir im folgenden abweichend von ihrem eigentlichen, recht unkreativen Namen zielgerichteter "Da Aspergaz" nennen wollen. Diese Combo besteht, zumindest bei besagtem Auftritt, aus vier Personen: Einem DJ, der feinste Flipperautomaten-Beats bereitstellt, sowie drei Rappern, welche sich, sofern nicht eh schon vorhanden, jeweils sprachlich einen Migrationshintergrund angesoffen haben. Auf dieser für das beschauliche Eching doch recht progressiven Veranstaltung kommt es nun zu einer interessanten Performance, welche ausgehend von der künstlerischen Darbietung sich in zahllose Handlungsstränge aufsplittet:
Zunächst droppen die augenscheinlich unter genitaler Hypertrophie leidenden "Da Aspergaz" ihre Punchlines zum Thema "Die Frau als Defizitärwesen" und haben dabei mehr Messages am Start als die Beschwerdemailbox der Telekom an einem Montag Morgen. Da aber die im Text doch recht subtil eingestreute Ansammlung apodiktischer Aussagen etwas forsch eine gewisse, sagen wir mal, Bewirtungs-Mentalität in Bezug auf erotische Handlungen suggeriert, versucht die braunbezopfte Tochter des örtlichen Bibliothekars diesen Umstand kritisch zu hinterfragen. Ihre nun folgende Rede gerät allerdings ob des baldrianösen Vortragsstils und der zahlreichen Nebenkriegsschauplätze schnell in Randlage: Beim teilweise militanten Kampf um die Lufthoheit über die Anlage drückt ein Argumentations-Klaus dem nächsten das Mikrophon in die Hand, die rappende Rothose ("ich flipp aus Aldaa") sucht buchstäblich händeringend einen Schmerzempfänger für seine Aktionspotenziale im Oberarm, sein Haupt-Antagonist Birkenstock-Bernd versteht nicht, warum Rothose so ungehalten auf seine christliche Mediatoren-Tätigkeit reagiert, eine offenbar zur Crew zählende Dame singt ein feministisches Hohelied aufs Ficken und immer weitere verbale Schundliteraten betreten die Bühne und stellen jeweils goebbelesk ihre rhetorischen Brandbeschleuniger vor.
Aber sehen Sie zunächst selbst:
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Starten wir nun eine kleine analytische Aufbereitung der ganzen argumentativen Szenerie:
1.) Melodien für Millionen
Zunächst einmal sei die Frage erlaubt: Gibt es eigentlich irgendeinen Grund, warum diese Veranstaltung derart gut besucht ist ?
2.) Sexismus ist eine pure Erfindung von den scheiß Fotzen
"Ich hab auch ne Mutter, meinst du ich hab was gegen Frauen ?" sprach ein Mitglied der "Aspergaz"
Eine wunderbare Argumentation, mit dem uns der Teilnehmer punktgenau aufzeigt, dass Sexismus per se nicht möglich ist, außer vielleicht bei Reagenzglaskindern mit schwulem Elternpaar. Ebenso wie jeder Südstaatler dieser Denkweise nach nun behaupten kann: "Ey, auf meiner Baumwollplantage arbeiten Neger für mich, wie soll ich da rassistische Vorurteile haben ?"
3.) Form bricht Inhalt
"Wir ham doch gerappt vorhin, is doch cool man" sprach ein Mitglied der "Aspergaz"
Diese Entgegnung auf die latenten Sexismus-Vorwürfe der Gleichstellungsbeauftragten ist ebenso eine wunderbare Fehlfunktion im limbischen System der Crew: Welche Street Credibility würde wohl der Sportpalastrede in der bayrischen Hip-Hop-Community zugekommen, hätte der Propaganda-Minister sie im Februar 1943 mit Beats unterlegt, sprechgesanglich dargeboten und als "Battle-Rap" ausgegeben...
4.) Zur Singularität der Zielperson
"Ich diskriminier nicht alle Frauen, ich diskriminier eine Fotze" sprach ein Mitglied der "Aspergaz"
"Ich diskriminier nicht alle Frauen, ich diskriminier eine Fotze" sprach ein Mitglied der "Aspergaz"
Die Transferierung der von den "Aspergaz" benutzten bayrischen Sprache ins Deutsche nimmt etwas Mühe in Anspruch. Trotzdem an dieser Stelle der Versuch einer sinnvollen Übersetzung. Manchmal disst pure Zitation einfach am besten:
"fick die mit geilen Titten, die sich mit deinen echt messen
nicht zu dick oder zu dünn, Hoe (Anm.: Slang für Schlampe) dann fick dich ganz schö'
ruh dich nicht auf deinem G'sicht aus
Ja Frau, ich wichs drauf (2x)
Alle Weiber, alle Weiber, Ischen wollt ihr ficken macht die Beine breit (5x)"
nicht zu dick oder zu dünn, Hoe (Anm.: Slang für Schlampe) dann fick dich ganz schö'
ruh dich nicht auf deinem G'sicht aus
Ja Frau, ich wichs drauf (2x)
Alle Weiber, alle Weiber, Ischen wollt ihr ficken macht die Beine breit (5x)"
5.) Galante Gleichnisse
"Es gibt auch Männer die Fotzen sind" sprach ein Mitglied der "Aspergaz"
Mag sein, aber warum ficken sich "da Aspergaz" dann nicht permanent gegenseitig selbst in den Arsch ?
6.) Solide Selbsteinschätzung
"Ich bin doch nicht blöd Alter!" sprach ein Mitglied der "Aspergaz"
Kurz bevor das Video ausblendet, droppt der man an den Tellern nochmal kurz seinen kognitiven Anspruch. Nun, selbiges behauptet Media Markt auch von sich und ebenso erblickt man in diesem Geschäft bei gleicher Überschrift nur überflüssiges Gerümpel.
Recherchen ergaben übrigens, und dies ist kein Scherz, dass der Frontman (mittig stehend) der "Aspergaz" an einem bayrischen Gymnasium sein Abitur mit der Note 1,8 ablegte. Also entweder hat er sich seine Tätigkeit in dieser Rap-Combo als Zivildienst anrechnen lassen, oder die Interpretationen zur Pisa-Studie und der süddeutschen Schulsysteme müssen neu überdacht werden.
Naja, wie dem auch sei. Kurz nach Abdrehen des Videos kam dann der eigentliche Headliner Kool Savas, streichelte den "Aspergaz" kurz durchs Haar und sprach: "Hömma Kinners, hier habta nen Heiermann und nu geht ma anne Bude bei und holt euch lecker Klümkes"
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